Programm Herbst und Winter 2014

Rajeev Balasubramanyam
STARSTRUCK

Starstruck ist eine Sammlung von zehn miteinander verknüpften Geschichten, die sich auf surreale, dunkle, oft auch komische Weise um jeweils eine prominente Persönlichkeit drehen. Fanatische Apple-Jünger versuchen eine Frau digital zu lynchen, weil sie es gewagt hat, Steve Jobs zu kritisieren, David Beckham begegnet uns als hochpolitisierter Wüterich, und sowohl Freddie Mercury als auch Michael Jackson suchen uns aus dem Jenseits heim. Rajeev Balasubramanyam seziert die moderne Gesellschaft mit scharfem Skalpell und legt die Schönheit, die Zerbrechlichkeit und das schier Bizarre der menschlichen Spezies frei.

Momus
HERR F
(Was ewig lebt, schreit ewig)

Der Teufel hat Herrn F ewigen Ruhm versprochen—im Tausch für seine unsterbliche Seele. Doch Herr F erkennt, dass das ewige Leben früher oder später in einen ewigen Aufschrei mündet, weshalb er beschließt, Glanz und Ruhm zu entsagen, ins Dunkel zurückzukehren und einfach zu sterben.
Herr F ist eine Wiederaufnahme der Faust-Legende aus der Feder des berüchtigten Musikers und Schriftstellers Momus. Die experimentelle Erzählung über das Feilschen um Unsterblichkeit ist gespickt mit Ideen von „deutscher Literatur“, die weitgehend auf englischen Übersetzungen berühmter Künstler und Denker des 20. Jahrhunderts wie Brecht, Kafka, Rilke, Klee, Fassbinder und Adorno fußen. Natürlich stehen auch Goethe und dessen (um- und nachbearbeiteter) Faust Pate bei der Geschichte.

Jakob Nolte
ALFF

Jakob Noltes Romandebüt ALFF erzählt von einer Mordserie an der High & Low High School in Beetaville, Neuengland. Ein „Vollstricker“ hat Benjamin, den Vorsitzenden des Debattierclubs, erschlagen und seine Leiche an einen Zaun genäht. Der Mord löst eine Reihe von bizarren jugendkulturellen Ereignissen aus: von der Gründung der Band La Deutsche Vita bis zum Entstehen der Anachronistischen Jugend. Nach einem zweiten Mord wird Agent Donna Jones berufen und verzweifelt an dem scheinbar unlösbaren Fall.
Im Stil eines Highschool-Mystery-Thrillers unternimmt ALFF einen rasanten Parcours durch ein imaginäres Amerika der Neunzigerjahre. Der Roman ist getrieben von einer unbändigen Verwunderung und Freude über einen kulturellen Imperialismus, der sich in den Jahren zwischen Kurt Cobains Tod und 11. September an einem Wendepunkt befindet. Wie Karl May schreibt Jakob Nolte von einem Land, das noch ungetrübt ist von persönlichen Erfahrungen. Der 25-jährige nimmt es mit Film, Fernsehen, Literaturgeschichte und dem wahren Leben auf—und gewinnt.

Sînziana Păltineanu
ELEFANTENCHRONIKEN

Das Buch beginnt in einem Frühling irgendwo in einer namenlosen Stadt und endet am selben Ort in einem anderen Frühling, als eine schwere Tür ins Schloss fällt. Oder endet das Buch doch schon in der Mitte? In dieser Geschichte ist der Ort nicht so wichtig wie die Zeit. Die Hauptfigur, frei von Geldsorgen, erkundet eine Welt fluider Zeitlichkeit. Fragmente, Schatten, Pilze und Teddybären leisten ihr Gesellschaft, und sie nutzt ein Stadtarchiv als Pforte, vergangenen Empfindsamkeiten nachzuspüren.

Ronnie Vuine
ENNOIA

Aus einem Keller kurz vor Berlin handelt ein Bot, Teil des globalen Computernetzwerks Ennoia, mit allem, was elektronisch käuflich ist, und beschert einer Gruppe von Nerds ein sorgenfreies Leben. Längst haben sie aufgehört zu durchschauen, wie genau die Dinge funktionieren, nur, dass sie funktionieren und dass man, über Ennoia spekulierend, sein Weltverständnis vorzüglich erproben kann. Ein junger Mann unternimmt Botendienste für Fitz, den Anführer der Gruppe, und gewöhnt sich schnell an seinen neuen Wohlstand am Tropf der Trading Bots.
Als Fitz eines Tages verschwindet und die Bots zum ersten Mal Verluste einfahren, beginnt eine weltweite Suche nach möglichen Drahtziehern des Netzwerks. Jedoch: Vuines Weltbeschreibung unterläuft die Erwartungen, man erkennt eine Verschwörung ohne Verschwörer, eine globale digitale Tektonik ohne Konstrukteure. Ennoia handelt von einem Jetzt, in dem Abstrakta und Programme die eigentlichen Akteure geworden sind, und die technologische Singularität längst Wirklichkeit geworden ist.